29.01.2023: Niemand war zu Recht im KZ

Einladung zum Vortrag von Frau Dr. Maria Perrefort

Paul Friemauth, Klara Sonnabend, Johann Schulenburg, Erna Zertisch, Albert Treptau, Otto Raschke und Erna Skrzidlo repräsentieren einen großen Teil der politischen Verfolgung während der NS-Zeit in Hamm. Die Nationalsozialisten und ihre Handlanger verfolgten sie als „Asoziale“, Kommunisten, Wehrkraftzersetzer oder als Zeugen Jehovas. Die Biografien dieser Menschen zeigen, wer ins Visier des nationalsozialistischen Rassismus geraten konnte. Hier soll es besonders um die Gruppen gehen, denen bislang wenig Aufmerksamkeit zuteilwurde.

Erst im Jahr 2020 fanden beispielsweise die Menschen, die als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ von den Nazis in die Konzentrationslager gesteckt worden waren, eine gewisse Anerkennung. Auf Initiative von Prof. Frank Nonnenmacher und den Grünen hat der Deutsche Bundestag diese sozial ausgegrenzten Personen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Vorher war die Vorstellung wirksam, dass Menschen, die bettelten, sich prostituierten, alkoholkrank und obdachlos waren oder nicht genug arbeiteten, wohl doch mit Berechtigung eingesperrt worden waren. Und Kriminelle demnach umso mehr… Doch: Angehörige beider Gruppen sind ohne jedes richterliche Urteil und Gesetzesbrecher*innen NACH Verbüßung der Haftstrafe ins KZ gebracht worden.

Die Beschäftigung mit „Asozialen“ und „Berufsverbrechern“ ist ein Teil eines geplanten Gedenkbuchs. Außer diesen Personen werden in dem Gedenkbuch Kurzbiografien von Aktiven der Arbeiterbewegung (KPD, SPD, Gewerkschaft), den Zeugen Jehovas und der christlichen Kirchen vorgestellt. Und soweit sie aktenkundig geworden sind, werden auch Personen, die gegen einzelne Gesetze verstoßen haben (Heimtücke, „Rundfunkverbrechen“, „Wehrkraftzersetzung“ etc.), berücksichtigt.

Referentin: Dr. Maria Perrefort
Termin: 29.1.2023, 11.30 Uhr
Ort: Gustav-Lübcke-Museum Hamm, Bibliothek, anschl. Gang in die stadtgeschichtliche Dauerausstellung
Eintritt: 5,00 €

Beitragsbild Erna Skrzidlo, Landesarchiv Münster. Wir danken für freundliche Überlassung.