200 Jahre Kapp: Spannend und humorvoll

Bericht des Westfälischen Anzeigers über die Lesung von Wolfgang Komo, Ortsheimatpfleger Hamm-Mitte, und Dr. Markus Meinold, Stadtarchiv Hamm über Friedrich Kapp jun. Autor: Wolfgang Spiralke

Vielen Dank für die Berichterstattung!

Hamm – „Du fängst an!“ „Ich fang an?“ „Gut, ich fang an!“ Geschichtsbeflissene – wie die rund 70 Zuhörer am Dienstag in der Buchhandlung Holota – wussten nach diesem kleinen Dialog längst, dass Wolfgang Komo und Dr. Markus Meinold wieder einmal im besten Sinne des Wortes Spannendes, garniert mit leisem Humor, zu erzählen hatten.

In der Reihe „Historische Akzente“ in Zusammenarbeit mit dem Hammer Geschichtsverein war das Wirken des gebürtigen Hammers Friedrich Kapp jun. Thema. Kapp hätte in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag begangen. Friedrich Kapp war Sohn des gleichnamigen Gymnasialdirektors Friedrich Kapp und dessen Ehefrau Amalie Keck. In unmittelbarer Verwandtschaft gesellten sich ein Philosoph, Ernst Kapp, und ein badischer Politiker, Christian Kapp. Er studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaft und Philosophie in Heidelberg und erhielt durch vielfältige Kontakte zu Philosophen wie Ludwig Feuerbach, die seine Lebenseinstellung nachhaltig prägen sollten.

Zurück in seiner Heimatstadt gründete er einen Leseverein für „linkshegelianische Intellektuelle“ als Gegenpol zur Zensur der preußischen Presse, was ihm gehörigen Ärger in seiner Zeit als Gerichtsreferendar am Oberappellationsgericht (dem heutigen Oberlandesgericht) einbrachte. 1848 arbeitete er als politischer Journalist in Frankfurt, der mit scharfer Zunge hart an Zynismus grenzte. Nach weiteren Stationen in Brüssel, Paris und Genf wanderte Kapp 1850 in die USA aus, weil wegen seiner politischen Gesinnung Verfolgung drohte.

Dort blieb er 20 Jahre und machte sich wieder als politischer Journalist und gesellschaftskritischer Schriftsteller einen Namen. Er wurde unter anderem zum Einwanderungskommissar des Staates New York ernannt. Kapps Sachbücher über Sklaverei, Soldatenhandel und Migration – die er übrigens ausnahmslos in deutscher Sprache verfasste – fanden seinerzeit große Beachtung und sind auch heute noch von Bedeutung. Nach der generellen Amnestie kehrte Kapp nach Deutschland zurück und besuchte, wenn auch nicht sofort und nur kurz, seine Heimatstadt Hamm.

Damals berichtete der Westfälische Anzeiger über den heimgekehrten Sohn und vergaß bei allem Überschwang zu erwähnen, dass ihr Held Kapp es in Hamm alles andere als leicht gehabt hatte. Unter Otto von Bismarcks Deutschem Reich war Kapp schon 1871 Stadtverordneter von Berlin. Überraschend ist hierbei seine überlieferte schwärmerische Begeisterung für Bismarck, die so richtig nicht erklärbar ist. Kapp wurde nur 60 Jahre alt. Sp

Beitragsfoto Wolfgang Spiralke: Hamm, New York, Berlin: Wolfgang Komo (links) und Dr. Markus Meinold zeichneten in der Buchhandlung Holota das Leben des Friedrich Kapp junior nach.