Wolfgang Komo und Dr. Markus Meinold gestaltenten den Hans-Siemsen-Abend

Hans Siemsen politisch links und Pazifist

In der Tucholsky-Liga: Hans Siemsen

Berichterstattung im Westfälischen Anzeiger am 13.02.2020

Hamm-Mitte – Hamm, Osnabrück, Berlin, Paris, New York und Essen:
Sehr unterschiedlich waren die Stationen im Leben des 1891 in Hamm geborenen Journalist, Literaten und Kritikers Hans Siemsen. Davon zeugen seine in verschiedenen Zeitungen, Magazinen und Büchern veröffentlichten Artikel, Gedichte und Geschichten, wie am Dienstag bei einem Themenabend in der Buchhandlung Holota deutlich wurde. Eine Auswahl dieser Texte sowie Wissenswertes zu Siemsens Biografie präsentierten Dr. Markus Meinold und Wolfgang Komo. Bei Texten wie „Apologie“ aus dem Jahr 1916 wurde deutlich, dass Siemsen ein Kriegsgegner war. „Wir sind nichts wert, wenn wir nicht helfen können“ und „Der einsame Schrei, der Todesschrei, den niemand hört“, waren Zeilen daraus. Ebenfalls aus seiner Zeit im Ersten Weltkrieg stammen Briefe an seine Mutter – die er, wie Komo erzählte, immer mit „geliebte (alte) Frau“ anredete. Unter anderem berichtete Siemsen aus dem Lazarett von einer Gasvergiftung. Komo und Meinold lasen nicht nur viele Texte vor und gaben hierzu eine historische Einordnung, sie erzählten auch einiges aus Siemsens Leben: Den Ersten Weltkrieg habe er körperlich unbeschadet überstanden und bis 1934 als Journalist und Schriftsteller in Berlin gelebt. Komo: „Während dieser Zeit kann er all seine Talente entfalten.“ Komo nannte Siemsen auch einen „Flaneur“: „Ein Flaneur ist jemand, der langsam geht, genießt und beobachtet, ohne ein Ziel zu verfolgen.“ Eine solche Szene lasen die beiden auch vor. „Von 22 bis 4 Uhr: Nur dann gehen alle zu Fuß und alle haben Zeit“ war ein Zitat aus einer detailreichen Beschreibungen des nächtlichen Geschehens am Kurfürstendamm. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs flüchtete Siemsen ins Exil nach Paris, später reiste er nach New York. „Siemsen war homosexuell, politisch links denkend und Pazifist: So jemand konnte im Dritten Reich nicht leben“, verriet Meinold. Später kehrte der Literat nach Deutschland zurück und lebte bis zu seinem Tod 1969 in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt in Essen. Veröffentlicht habe er in den Jahren zwischen 1953 und 1969 nichts mehr. Den rund 40 Zuhörern erzählten Komo und Meinold, dass heutzutage kaum noch Bücher von Siemsen erhältlich seien. Fazit des Abends, der in Zusammenarbeit mit dem Hammer Geschichtsverein stattfand: „Hans Siemsen spielt in der Kurt-Tucholsky-Liga und verdient es, nicht vergessen zu werden“. Eine Diskussion oder Fragen gab es im Anschluss nicht. rw

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Frau Rabea Wortmann, Westfälischer Anzeiger, Hamm

Beitragsbild: Wolfgang Komo und Dr. Markus Meinold gestalteten den Hans-Siemsen-Abend in der Buchhandlung Margret Holota, Hamm, Foto Uta Micheel-Komo