Auf Einladung des Oberbürgermeisters Marc Herter versammelten sich am 27. April 2022 zahlreiche Bürger und Bürgerinnen aus Hamm, um der Menschen zu gedenken, deren Deportationen aus Hamm in den Tod 80 Jahre zuvor, am 27. April 1942 begannen.
Auf diesem Transparent erinnerte das Stadtarchiv an die Namen der Betroffenen. Das jüngste Opfer war drei Moante alt.
Die musikalische Einstimmung und den Ausklang übernahm das Bläserquartett der Herren Georg Turwitt (Trompete), Klaus-Peter Wolfgramm (Bariton), Lukas Eggenstein (Tuba) und Ralf Müller-Beckhoff (Trompete).
Oberbürgermeister Marc Herter blickte in seiner Rede zurück auf die dunkelsten Zeiten unserer Vergangenheit:
„Seit 1933 wurde die jüdische Bevölkerung in Deutschland systematisch entrechtet. Sie wurde sozial isoliert, wirtschaftlich ausgebeutet und war Demütigungen und physischer Gewalt ausgesetzt.
Ab 15.10.1941 begann die planmäßige Vernichtung der Juden in Europa.
Die in Hamm noch lebenden Juden, die nicht emigrieren oder fliehen konnten, mussten seit Herbst 1941 ihre Wohnungen verlassen und wurden in sogenannte „Judenhäuser“ eingewiesen. Aufgrund einer Verfügung vom 11.11.1941 wurden sie am 16.12.1941 in die Baracke am Bahnhof Hamm umquartiert – der letzten Station vor ihrer Deportationin in den Osten.
Die jüdische Bevölkerung in Hamm wurde in drei Gruppen daportiert. Am 27.04.1942 vor 80 Jahren – wurden 44 Menschen – Kinder, Frauen, Männer – über Dortmund nach Zamosc deportiert. Niemand kehrte zurück. Es war der erste Sammeltranspot von westfälischen Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg.
An dem reibungslosen Ablauf der Deportationen und damit an der nationalsozialistischen „Endlösung der Judenfrage“ waren beteiligt: der Regierungspräsident bis zu den ausführenden Behörden des Regierungsbezirks, die Landräte und Bürgermeister, die örtliche Schutzpolizei u.a.m.
Am 27.7.1942 fand die Deportation nach Theresienstadt, am 27.02.1943 die Deportation nach Auschwitz statt.
In unserer Stadt lebten Menschen, deren Angehörige von hier aus in den Tod transportiert wurden. Wir gedenken und erinnern an Opfer des nationalsozialistischen Unrechts-Regimes.
Zum Ende seiner Rede bezog sich Oberbürgermeister Marc Herter auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und zitierte aus dessen Rede zur Gedenkveranstaltung „—- abgeholt“ am 18.10.2021 in Berlin:
An einem Tag wie heute und an einem Ort wie diesem sagen wir: Nie wieder soll ein Zug das Gleis [17] verlassen. Nie wieder nach Theresienstadt, [nie wieder ins Ghetto Litzmannstadt], nie wieder nach Auschwitz. An einem Tag und an einem Ort wie hier sagen wir deshalb auch: Nie wieder darf Antisemitismus einen Platz in un serer Gesellschaft haben. Nie weider dürfen antisemitisches Denken und handeln ohne Widerspruch und ohne öffentliche Reaktionen bleiben. Das ist unsere Verantwortung aus der Geschichte!
Frau Knopp, Leiterin des Stadtarchivs Hamm, verlas abschließend den erschütternden Brief, den Ruth Schragenheim aus Zamosc geschrieben hat:
Er ist veröffentlicht in: Über Lebens Geschichten. Kreuzwegstationen 1933-1945 in den Niederlanden und Belgien. Hrsg. Der Oberstadtdirektor der Stadt Hamm, Stadtarchiv, Hamm 1991, S. 21.
Beitragsbild Reiner Mroß, veröffentlicht im Westfälischen Anzeiger vom 28.04.2022.
Wir danken für freundliche Überlassung.